Blick nach vorn auf 2023: Enormer Druck auf Ferrari und De Vries' Debüt

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Die wichtigsten Handlungsstränge der Formel 1 2023
19. Dezember 2022 ab 10:00
  • GPblog.com

Das Jahr 2022 ist fast vorbei und es ist Zeit, einen Blick auf die Formel-1-Saison 2023 zu werfen. Was sind die interessanten Themen für die kommende Saison und worauf kannst du dich noch freuen? GPblog listet die wichtigsten Punkte auf.

Ein wichtiges Jahr für Mercedes

Nach acht Jahren, in denen Mercedes die Formel 1 dominierte, war das Jahr 2022 ein kurzer Tiefpunkt. Das deutsche Team wurde Dritter in der Konstrukteursmeisterschaft, gewann nur ein Rennen und war vor allem deshalb so nah an Ferrari dran, weil dieser Rennstall ständig Fehler machte. Mercedes will den W13 schnell vergessen und auf 2023 zusteuern.

Trotzdem ist der Druck für Mercedes groß. Denn mit dem auslaufenden Vertrag von Lewis Hamilton befindet sich das Team in einer besonderen Situation. Während es in den vergangenen Jahren keine Frage war, Lewis zu behalten, wird sein Alter immer mehr ins Spiel kommen. Außerdem haben wir 2022 gesehen, dass George Russell in seinem ersten Jahr ziemlich gut mithalten und über ein ganzes Jahr sogar mehr Punkte holen konnte.

Ob das auch der Fall sein wird, wenn das Auto um Siege kämpft, bleibt abzuwarten, aber Russell ist eindeutig näher an Hamilton dran als Valtteri Bottas. Das könnte zu einer weiteren Rosberg-Hamilton-Situation führen, die der Teamleistung ebenfalls nicht zuträglich ist. Zuerst muss das Team jedoch sehen, ob es ein Auto bauen kann, mit dem es wieder mehr Rennen gewinnen kann, bevor es über das Fahrerproblem nachdenken kann.

Neue Teamchefs in der F1

Im Dezember gab es ein wahres Karussell an Teamchefs. Mattia Binotto hat Ferrari verlassen und damit eine ziemliche Bewegung ausgelöst. Frederic Vasseur wird ab 2023 neuer Teamchef bei Ferrari, Andreas Seidl wird CEO bei Sauber (wo ein Teamchef noch nicht gewählt wurde) und Andrea Stella übernimmt die Rolle des Teamchefs bei McLaren. Jost Capito verließ außerdem als Teamchef bei Williams. Seine Zukunft könnte bei Sauber liegen.

Eine Wachablösung im Management ist in der F1 selten eine kurzfristige Lösung. Es wird also interessant sein zu sehen, welches Team vor 2023 am meisten von diesen Veränderungen profitiert oder darunter gelitten hat.

Enormer Druck auf Ferrari

Das bringt uns direkt zu Ferrari, wo der Druck auf den scheidenden Teamchef sofort zu spüren ist. Binotto selbst ist laut Pressemitteilung gegangen, aber jeder weiß, dass auch Ferrari nicht mit Binotto weitermachen wollte und dass der Italiener selbst wegen dieses mangelnden Vertrauens das Handtuch geworfen hat.

Wenn du als Management kein Vertrauen in einen Teamchef hast, der deine Formation auf den zweiten Platz in der Weltmeisterschaft zurückbringt, weißt du, dass es nur eine Sache gibt, die zählt: den Weltmeistertitel zu gewinnen. Der Druck ist also hoch für den neuen Teamchef Vasseur, auch wenn das Auto für 2023 längst gebaut ist und die Organisation auch so strukturiert ist, wie es der vorherige Teamchef wollte. Veränderungen in einer so großen Organisation geschehen nicht über Nacht.

Auch der Druck auf die Fahrer wird zunehmen. Natürlich hat Ferrari 2022 als Team Fehler gemacht, aber auch Leclerc selbst hat im Kampf um den Weltmeistertitel Nadelstiche gesetzt. Er war nicht so fehlerfrei wie Max Verstappen und Lewis Hamilton in ihrem Titelkampf 2021, was es für Verstappen leichter machte, 2022 den Titel zu holen, als es ein Jahr zuvor der Fall gewesen wäre.

Mit Vasseur kommt ein Bekannter von Leclerc ins Team und möglicherweise einer, der dem Monegassen mehr Vertrauen entgegenbringt. Die Frage ist, was das mit Carlos Sainz macht, der selbst Ambitionen hat, Weltmeister zu werden. Er wird sich nicht einfach mit einer zweiten Rolle zufrieden geben und sein Management schon gar nicht. Das könnte einen neuen Machtkampf innerhalb von Ferrari auslösen.

Gasly gegen Ocon

Das am meisten erwartete Teamduell ist das von Pierre Gasly und Esteban Ocon. Die Geschichte der beiden ehemaligen Freunde ist wohlbekannt. Kämpfe im französischen Kartsport beschädigten ihre Freundschaft und auch die Eltern der beiden konnten sich nicht beherrschen. Alle sagen, es sei Frieden geschlossen worden, aber die Tatsache, dass die Eltern nicht an denselben Rennwochenenden anwesend sein dürfen, sagt eigentlich alles.

Gasly und sicherlich auch Ocon haben in der F1 den Ruf, für Ärger zu sorgen. Ocon hatte neben einem Streit mit Gasly auch schon Probleme mit seinen Teamkollegen Sergio Perez und Fernando Alonso, während Max Verstappen ebenfalls einen Streit mit dem Franzosen hatte. Gasly machte sich bei Red Bull Racing keine Freunde, weil er seinen ganz eigenen Weg wählte, anstatt Verstappen zu kopieren. Innerhalb des Teams waren sie so schnell fertig, dass er nach sechs Monaten vor die Tür gesetzt wurde.

Zwei Franzosen, die die Führung des französischen Teams an sich reißen wollen: Da brauchst du einen starken Teamchef, der das hinbekommt. In der Vergangenheit hat sich Otmar Szafnauer jedoch nicht als der Teamchef erwiesen, der das gut zu managen weiß. So haben sich Ocon und Perez unter seiner Führung mehrmals gegenseitig in die Mauer gefahren und auch das Duell zwischen Fernando Alonso und Ocon im Jahr 2022 ist entgleist.

Vieldiskutierte Debütanten und ein Comeback

Es gibt auch eine Reihe von neuen oder zurückkehrenden Fahrern, auf die du 2023 achten solltest. Für die Niederländer ist Nyck de Vries der Mann, auf den man aufpassen muss. Bei AlphaTauri wird er eine gute Chance bekommen, sich zu beweisen, nachdem er beim Großen Preis von Italien 2022 ein einzigartiges Debüt für Williams gegeben hat.

Mit Yuki Tsunoda bekommt De Vries einen schnellen, aber wankelmütigen Teamkollegen. De Vries, der in allen anderen Klassen vor allem durch seine große Konstanz auffiel, wird sich schnell an seinen Teamkollegen anpassen müssen. Helmut Marko ist nicht für seine Geduld bekannt. Wenn die Leistung schlecht ist, könnte es schon nach einem Jahr vorbei sein. Der Druck ist also groß für den Niederländer.

Ein weiterer Neueinsteiger ist Oscar Piastri. Wegen des Alpenstresses wird sein Debüt sofort unter die Lupe genommen. Piastri war derjenige, der Alpine verließ, nachdem sie jahrelang Trainingsgebühren für ihn bezahlt hatten. Piastri ist derjenige, für den McLaren den Vertrag von Daniel Ricciardo aufgekauft hat. Jeder wird sich nun fragen, ob der Formel-2- und Formel-3-Champion das alles wert war.

In dieser Hinsicht ist es für Piastri auch schwierig, Lando Norris als Teamkollegen zu haben. Der Brite ist das Nesthäkchen des Teams und hat in den letzten beiden Saisons außerdem bewiesen, dass er die Führung übernehmen kann. Kein leichter erster Gegner für einen Rookie.

Auch Logan Sargeant debütiert 2023, aber sein größter Druckmoment liegt vielleicht schon hinter ihm. Die Tatsache, dass Williams ihn als Fahrer für 2023 präsentierte, noch bevor er seine Superlizenz erhalten hatte, legte vor dem letzten Rennen in Abu Dhabi eine Menge Druck auf die Schultern des jungen Amerikaners. Sargeant hat das gut gemeistert. Jetzt darf er sein F1-Debüt an der Seite von Alexander Albon geben.

Neben all den Debütanten gibt es auch ein weiteres Comeback in Form von Nico Hulkenberg. Nach drei Saisons an der Seitenlinie wird der Deutsche 2023 endlich wieder einen festen Platz bei Haas bekommen. Und das an der Seite seines ehemaligen Rivalen Kevin Magnussen. Die beiden sind reifer als Gasly und Ocon und haben viel weniger zu beweisen, aber auch dieses Duo könnte man im Auge behalten.

Ist Ricciardo im Nacken von Perez?

Daniel Ricciardo hat zwei harte Jahre hinter sich und wird froh sein, 2023 für eine Weile aus dem Rampenlicht zu sein. Als Reservefahrer von Red Bull Racing bleibt er jedoch in der Formel 1 und hofft, dass er 2024 tatsächlich zurückkehren kann. Er selbst hat immer von einem Spitzenteam gesprochen, weil er gerne Rennen gewinnen würde. Deshalb zog er eine Reservistenrolle bei Red Bull einem Platz bei Haas vor.

Christian Horner hat klar gesagt, dass Ricciardo in seinem Vertrag keine Klausel für einen Rennsitz hat, aber der Druck auf Sergio Perez wird mit Ricciardo hinter den Kulissen steigen. Ende 2022 waren bereits die ersten Risse in der Beziehung zwischen dem Mexikaner und seinem Team zu sehen. Die Frage ist, wie sich das 2023 entwickeln wird, wenn sich Verstappen wieder als der Bessere von beiden herausstellt. In diesem Fall wird Ricciardo nur zu gerne den Platz übernehmen.